Das Leben - Der Tod
Mit Allerheiligen und Allerseelen liegen zwei Pole des Menschlichen ganz nahe beieinander.
Zu Allerheiligen denken wir an die Heiligen Frauen und Männer der Kirche, wir denken daran, dass ein gutes und gelungenes Leben ein großes Geschenk ist. Am nächsten Tag, zu Allerseelen, gedenken wir unserer lieben Verstorbenen, von denen wir hoffen, dass sie ihren guten Weg nach dem Tod gefunden haben. Da der Allerseelentag als freier Tag weggefallen ist, und wir so am Allerheiligenfeiertag Nachmittag unsere Gräber besuchen, überschneiden sich die beiden Momente der Erinnerung.
Eigentlich gehören sie ja zusammen. Erst im Blick auf den irdischen Tod stellt sich die Frage nach dem richtigen Leben auf dieser Erde. Das gelungene Leben hat für den Gläubigen mit Gott zu tun. Er gibt uns Orientierung und legt Grundlinien dieses Weges fest. Wir spüren, dass es Grenzen für den Menschen gibt, die zu überschreiten zwar auf Grund unserer Freiheit möglich sind, aber das Leben dadurch auch zerbrechen kann. Auch möchten wir wenig mit dem Tod zu tun haben, weil wir ihn nicht unter Kontrolle haben. Kontrolle zu haben, ist uns Menschen im Leben ja sehr wichtig. Dass wir dem Tod, alle gleich, scheinbar hilflos gegenüberstehen, hat für mich aber auch etwas Tröstliches. Ich darf mich in diesem Moment meines Lebens ganz Gott anvertrauen, ich muss nichts mehr kontrollieren oder planen. Ich wünsche uns zu Allerheiligen/Allerseelen die Größe, dass wir das Leben und den Tod unaufgeregt, aber nachhaltig in Bezug zueinander bringen. Vielleicht schenkt uns Gott dann auch die Weite im Herzen, wie der Heilige Franz von Assisi, den „Tod als Bruder“ willkommen heißen zu können.
Euer Pater Bernhard CM