Pater Bernhard Pesendorfer CM wird Pfarrer von St. Vinzenz
Auf Vorschlag des Visitators der Kongregation der Mission (Lazaristen), Eugen Schindler CM, wurde Pater Bernhard Pesendorfer CM der Diözese Graz-Seckau als neuer Pfarrer für die Pfarre Graz-St. Vinzenz präsentiert. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl stimmte diesem Vorschlag zu, Pesendorfer wird somit beim Gottesdienst im Rahmen des Vinzenzfests am 1. Oktober 2023 zum neuen Pfarrer der Eggenberger Pfarre bestellt. Generalvikar Erich Linhardt und Visitator Eugen Schindler CM werden als Vertreter von Diözese und Gemeinschaft die Einführung von Pater Bernhard Pesendorfer CM vornehmen. Unterstützt wird Pater Bernhard von seinem Mitbruder Pater Joseph Swaris CM, der 2021 zum Priester geweiht wurde.
Biografie
Der 1977 in Gmunden geborene Oberösterreicher stammt aus einer klassischen Arbeiterfamilie und wuchs am Traunsee auf. Seine Naturverbundenheit brachte ihn in die Tischlerlehre, die ihn auch zum Orgelbau führte. Danach war er drei Jahre lang bei der Grenzgendarmerie tätig.
In seiner Heimatpfarre Altmünster war er als Organist, Firmgruppenleiter und auch als talentierter Handwerker stets gefragt, sein Noviziat bei den Lazaristen begann 2004 in Graz. Bernhard Pesendorfer legte auch einen Zwischenstopp am St. Georgs-Kolleg der Lazaristen in Istanbul ein. Dem schloss sich das Theologiestudium in Graz an, das er als Magister der Theologie beendete. 2011 legte er in der Lazaristengemeinschaft seine Gelübde ab.
Zum Pastoraljahr entsandte ihn seine Gemeinschaft nach Wien in die Caritas-Gemeinde, wo er sich um Kinder aus schwierigen Familiensituationen und Männer in problematischen Lebensumständen kümmerte. Am Hochfest Peter und Paul wurde er von Altbischof Johann Weber in der Provinzhauskirche in Graz zum Priester geweiht.
Drei Jahre lang hatte Pesendorfer die Position des Kaplans im Pfarrverband Graz-Christkönig, Graz-Hl. Schutzengel inne. Pesendorfer ist seit 2015 Superior des Lazaristenhauses Graz-Mariengasse sowie Provinzökonom der österreichisch/deutschen Provinz. Bis Herbst 2023 war er als Kinder- und Jugendseelsorger sowie Aushilfsseelsorger der Diözese Graz-Seckau tätig.
Interview
Nach verschiedenen Stationen - Kaplan, Kinder- und Jugendseelsorger, Aushilfsseelsorger - wirst du nun Pfarrer, was bedeutet das in deinem Leben?
Pater Bernhard Pesendorfer CM: Ich war jetzt viel missionarisch unterwegs, in der Diözese Graz-Seckau und darüber hinaus - über die Grenzen Österreichs hinweg - in Häusern unserer Kongregation. Ich bin sehr dankbar für die vielen Eindrücke und das Erlebte, aber vor allem für die Begegnung mit vielen Menschen. Was ich heute bin, bin ich durch diese vielfältige Zusammenarbeit von großartigen Mitmenschen und ChristInnen. Besonders die Seelsorge mit und für junge Menschen möchte ich nicht missen, das waren wunderbare Jahre!
Pfarrer sein bedeutet für mich jetzt in gewisser Weise ein „Ankommen“. Ich spüre, dass es der richtige Zeitpunkt für mich ist, mich auf einen konkreten pastoralen Ort einzulassen und für die Menschen hier als Seelsorger da zu sein. Auch wenn der Tod meines lieben Mitbruders Wolfgang Pucher sehr schmerzvoll ist, freue ich mich, ihm nachfolgen zu dürfen. Mich erwartet hier in St. Vinzenz eine lebendige Pfarre mit höchst aktiven Leuten, von denen ich viel lernen werde und die sich hoffentlich auch von meinen Impulsen etwas mitnehmen können.
Die Pfarre St. Vinzenz - eine „lebendige Pfarre“ - lebt Gemeinschaft. Wo hast du in deiner Vergangenheit Gemeinschaft gelebt und erlebt und wie empfindest du den Zusammenhalt in St. Vinzenz.
BP: Gemeinschaft kenne ich aus vielen Zusammenhängen, aus meiner Heimatpfarre am Traunsee, aus meinen früheren Arbeitsstellen, beim Musizieren als aktiver Trompeter und in meiner Lazaristengemeinschaft. Ich habe mich vor 19 Jahren bewusst für den Eintritt in eine Ordensgemeinschaft entschieden, weil keiner allein für sich leben kann und soll. Gemeinschaftliches Leben fördert und fordert mich. Und das erhoffe ich mir auch von der Pfarr- und Menschengemeinschaft in St. Vinzenz. So erlebe ich ja auch die Stadt Graz, die mir sehr schnell zur zweiten Heimat geworden ist. Die kirchliche Realität ist, so wie die gesellschaftliche, eine vielfältige und multikulturelle. Ich liebe das, weil es mich, wie gesagt, fördert und fordert. Nicht zuletzt wegen des gemeinschaftlichen Engagements vieler Menschen in den Pfarrgemeinden, wie St. Vinzenz, können wir zurecht von der „Menschenrechtsstadt“ sprechen. Dass das aber kein Selbstläufer ist, erleben wir gerade jetzt. Ich möchte als Pfarrer meines dazu beitragen, damit immer mehr wahr wird, wovon das christliche Gottesbild spricht, dass wir von Gott her als Geschwister erdacht und geschaffen sind.
Gemeinsam mit dem SOT (Seelsorge-Organisations-Team) und vielen weiteren Ehrenamtlichen wirst du die Zukunft von St. Vinzenz gestalten. Welche Punkte sind dir da besonders wichtig?
BP: Das ist nicht leicht mit den so genannten Punkten, meistens dauert es nicht lang, dann muss man sie schon wieder neu denken. (lacht)
Mit unserem verstorbenen Mitbruder und Pfarrer Wolfgang Pucher bleibt sicher eine wichtige Frage, wo die blinden Flecken in der Wahrnehmung von Not und Elend der Ärmsten um uns sind.
Als Pfarre stellt sich uns auch die Frage immer drängender, wie wir damit umgehen, dass Spiritualität und Religiosität für immer weniger Menschen Teil ihres konkreten Lebensvollzuges sind.
Und dann möchte ich auch ein Fragezeichen setzen, bei Formaten und Traditionen, die zwar wenig hinterfragt werden, aber immer mehr verblassen. Es braucht heute mehr Mut zur qualitativen Kreativität im Umgang mit religiösem Leben und Feiern aber auch bei Gemeinschaftsbildung und caritativem Tun.
Wie können wir als Pfarre gemeinsam mit dir im Sinne von Jesus Christus, dem hl. Vinzenz von Paul und dem sel. Frédéric Ozanam unsere Pfarre gestalten?
BP: Die Haltung, die wir heute wieder mehr brauchen, scheint mir die Betroffenheit zu sein. Es muss uns tief im Innern treffen - so wie Jesus die Menschen tief drinnen treffen konnte - wenn wir begreifen, was Gott von uns will und wozu wir ins Leben gestellt sind.
Es muss uns tief drinnen treffen, wenn wir mitmenschlichem Schicksal begegnen - so wie die Begegnung mit den Ärmsten den Hl. Vinzenz tief erschüttert hat - um unser Leben neu auszurichten.
Es muss uns tief beschäftigen, wenn wir begreifen, dass wir Netzwerke und Gemeinschaft brauchen - so wie Frédéric Ozanam ein Netzwerk ins Lebens gerufen hat, das in den Vinzenzgemeinschaften die größte seiner Art weltweit hat - um gut und sinnvoll Mitmenschlichkeit zu bauen.
Ich würde mich freuen, in diesem Sinn zusammen mit vielen Frauen und Männern, Jung und Alt, in der Pfarre St. Vinzenz Zukunft weiterzubauen.
Wie hast du die Kongregation der Mission (Lazaristen) für dich entdeckt und welche Bedeutung hat der hl. Vinzenz dabei?
BP: Bei meiner Suche nach einer Gemeinschaft bin ich direkt auf Vinzenz von Paul gestoßen. Zwei Aspekte sind es, die mich bis heute begeistern und auch fordern. In der Geschichte der Kirche gibt es viele Heilige, die reich geboren wurden und später alles verlassen haben. Und es gibt arm Geborene, die es wegen ihrer Intelligenz zu Ansehen und Reichtum gebracht haben. Vinzenz kam aus armen Verhältnissen, hatte die Intelligenz, es weit zu bringen und der Armut zu entkommen. In der Begegnung mit den Ärmsten ließ er sich aber inspirieren, von den eigenen Plänen einer Karriere abzulassen, und persönlich bescheiden, ein riesiges Werk für die Armen aufzubauen. Diese Größe finde ich außerordentlich inspirierend. Und dann ist das Lazarist-Sein für mich tägliche Anfrage an mein Selbstverständnis. Es ist ein großes Geschenk, in eine gute Zeit und in eine heile Familie hineingeboren zu sein, gut und sicher leben zu können, halbwegs gesund zu sein und viele Möglichkeiten zu haben. Keiner von uns sucht sich das aus, keiner kann das vorher beeinflussen. Daher ist ein gutes Leben auch ein Auftrag von Gott her, das nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen, sondern an einer Welt mitzubauen, in der gerade die Ärmsten das auch erleben dürfen. Aus diesen beiden Gründen bedeutet das Lazarist-Sein für mich tägliches Gefordert-Sein, und darum bin ich es so gern.