Die Sakristei und die Bonaventurakapelle
Die Wölbung in Form einer Tonne, in die über den Fenstern tiefe Stichkappen einschneiden, ist mit zartem weißen Stuck im Régence-Stil geschmückt. Er zeigt neben reicher Bandwerkornamentik Putten mit kirchlichen Insignien und Geräten. Der um 1739 entstandene Gewölbeschmuck wird Johann Cajetan Androy († 1755) zugeschrieben, der u. a. auch für das steirische Stift St. Lambrecht tätig war. Derselben Epoche entstammen die mit feinen Intarsienarbeiten geschmückten Sakristeischränke, die in die Jahre zwischen 1740 und 1750 datiert werden. Die beiden Schränke an der Südwand entstanden erst 1770.
Ehemalige kaiserliche Taufkapelle
Die westlich an die Sakristei anschließende sog. Bonaventurakapelle wurde in den Jahren 1635 bis 1640 erbaut. Der über quadratischem Grundriss errichtete Raum war ehemals die kaiserliche Taufkapelle. Sein Klostergewölbe ist mit weißen Stuckaturen im sog. Knorpelwerkstil verziert. Der qualitätsvolle Schmuck wurde 1640 von Mathias Camin (*1628; †1673) geschaffen, als dessen Hauptwerk die Stuckierung des Langhauses der Wallfahrtskirche Mariazell gilt. Die im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts geschaffenen Malereien in Seccotechnik in den vier Kartuschen zeigen unter anderen die Marien-Wallfahrtskirchen Mariazell, Maria Trost - Kirchen mit dem päpstlichen Ehrentitel „Basilica minor“ - sowie Mariahilf in Graz.
Der 1779 entstandene Altar ist dem Kirchenlehrer Kardinal Bonaventura, Generalminister des Ordens der minderen Brüder (*1221; †1274) geweiht. Auf dem auf 1778 datierten Altarblatt ist der Heilige als Kardinal und Schriftgelehrter in seiner Schreibstube dargestellt. Bonaventura verfasste 1260 ein Großes und ein Kleines Franziskusleben (Legenda maior und Legenda minor), die als offizielle Biographien alle zuvor entstandenen Lebensbeschreibungen des Heiligen Franziskus von Assisi ersetzten. Bonaventura wurde 1482 von Papst Sixtus IV. heiliggesprochen und 1588 von Sixtus V. zum Kirchenlehrer proklamiert. Das Gemälde trägt die Signatur von Philipp Carl Laubmann (*1730; †1792). Der viel beschäftigte Meister hinterließ zahlreiche Altarblätter in der ganzen Steiermark. Unter dem Altarbild ist in einem Schrein eine Nachbildung des Prager Jesulein ausgestellt, die im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Das im Volk sehr verehrte Gnadenbild befindet sich in der Prager Karmelitenkirche Maria vom Sieg. Die im Original 47 cm hohe Wachsfigur wurde der Kirche 1628 von einer Fürstin Lobkowitz gestiftet.